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Industrie-PCs: Warum „günstig“ oft teuer wird – und 9 weitere Mythen, die Sie kennen sollten

Norbert Hein

Systems Engineer bei Janz Tec

Norbert Hein

In der Welt der Automatisierung und Industrie 4.0 sind Industrie-PCs zentrale Bausteine. Sie steuern Maschinen, sichern Prozesse ab und sind oft rund um die Uhr im Einsatz. Doch bei der Auswahl dieser Systeme hält sich ein Mythos besonders hartnäckig:

    „Ein günstiger IPC spart Geld.“

      Klingt logisch – ist in der Praxis aber häufig ein teurer Irrtum. Denn was zunächst nach Einsparung aussieht, kann durch Ausfälle, Inkompatibilitäten oder fehlenden Support langfristig hohe Kosten verursachen.

      Doch dieser Mythos ist nicht der einzige, der Unternehmen bei der IPC-Auswahl in die Irre führen kann. Im Folgenden entlarven wir neun weitere IPC Mythen, die sich in der Industrie leider etabliert haben – und geben Ihnen konkrete Tipps, worauf es wirklich ankommt.

        „Ein normaler PC reicht bestimmt für meine Anwendung.“

          Der Gedanke liegt nahe: Warum sollte man nicht einfach einen handelsüblichen Office-PC in den Schaltschrank stellen? Schließlich ist das Gerät geschützt untergebracht. Doch in der Praxis sind diese Systeme nicht für die Bedingungen in industriellen Umgebungen ausgelegt – weder hinsichtlich Temperaturschwankungen noch bei elektromagnetischer Verträglichkeit oder Vibration. Hier zeigen sich die Vorteile eines echten Industrie-PCs: robuste Bauteile, Zertifizierungen und eine deutlich höhere Ausfallsicherheit.

            „Lüfterlos = wartungsfrei = optimal.“

              Lüfterlose IPCs gelten als wartungsarm und sind in staubiger Umgebung tatsächlich oft die bessere Wahl. Doch diese Systeme haben auch Grenzen – insbesondere dann, wenn dauerhaft hohe Rechenlasten anfallen. Ohne aktive Kühlung kann es zu thermischen Engpässen kommen, die langfristig die Lebensdauer verkürzen oder sogar zum Stillstand führen. Wer sein Lastprofil kennt, kann hier gezielt entscheiden, ob ein passives System ausreicht oder doch eine hybride oder aktive Kühlung die bessere Wahl ist.

                „Ein Core™ i7 muss her – sicher ist sicher.“

                  Höhere Rechenleistung klingt verlockend, ist aber nicht immer sinnvoll. Viele industrielle Anwendungen profitieren nicht von einem überdimensionierten Prozessor, sondern benötigen eine präzise abgestimmte Plattform – etwa für Echtzeitverarbeitung oder I/O-intensive Aufgaben. Ein überstarker Prozessor führt lediglich zu unnötigem Stromverbrauch und Wärmeerzeugung. Wer die Anwendung versteht, kann hier Energie, Platz und langfristig auch Geld sparen.

                    „Touch ist Touch – egal ob resistiv oder kapazitiv.“

                      Touchscreens gehören heute zum Standard – doch ihre Technologie macht den Unterschied. In Produktionsumgebungen, in denen Handschuhe getragen werden oder hohe Präzision gefragt ist, entscheidet die richtige Auswahl über die Bedienbarkeit. Kapazitive Touchscreens sind modern und reaktionsschnell – aber resistive Varianten haben ihre Stärken genau dort, wo andere an ihre Grenzen stoßen. Die Wahl sollte sich daher stets am tatsächlichen Nutzungskontext orientieren.

                        „EMV ist nur bei Frequenzumrichtern relevant.“

                          Ein Trugschluss, der sich hartnäckig hält. Tatsächlich sind Industrie-PCs ebenso anfällig für elektromagnetische Störungen – und sie können durch schlechte Schirmung oder Erdung selbst zur Störquelle werden. Wer auf geprüfte EMV-Normen achtet und eine fachgerechte Einbaulage sicherstellt, reduziert das Risiko von unerklärlichen Ausfällen oder Signalstörungen deutlich.

                            „Windows kenne ich doch. Läuft schon.“

                              Ein Betriebssystem ist nicht einfach nur Windows. Zwischen Windows 11, Windows IoT und Embedded Linux liegen Welten – insbesondere in der Kompatibilität mit Hardware, Treibern und spezifischer Applikationssoftware. Probleme tauchen oft erst in der Inbetriebnahme auf, wenn Treiber fehlen oder Integrationen scheitern. Deshalb sollte die Wahl des Betriebssystems immer im Zusammenspiel mit der Hardware erfolgen – und nicht erst nach der Bestellung.

                                „Solange Ethernet drauf ist, passt es garantiert.“

                                  Viele setzen voraus, dass ein Ethernet-Anschluss ausreicht – doch sobald Echtzeitkommunikation ins Spiel kommt, etwa bei PROFINET oder EtherCAT, stoßen Standardlösungen schnell an ihre Grenzen. Die Anforderungen an deterministische Latenzzeiten und synchrone Signalverarbeitung sind hoch – und lassen sich nur mit spezialisierter Hardware zuverlässig abbilden. Hier hilft eine frühzeitige Kommunikationsanalyse, spätere Engpässe zu vermeiden.

                                    „Das IPC-Modell gibt’s mit Sicherheit auch in 3 Jahren noch.“

                                      Ein häufiger Denkfehler in der Planung: Viele Systeme verschwinden schon nach wenigen Jahren vom Markt – samt Zubehör, Ersatzteilen und Software-Images. Wer eine langlebige Lösung sucht, sollte deshalb auf Hersteller setzen, die langfristige Produktverfügbarkeit garantieren – idealerweise über fünf Jahre hinaus. Das schafft Planungssicherheit und schützt vor unvorhergesehenem Redesign oder plötzlichem Supportverlust.

                                        „Die Anlage läuft eh durch; Stromausfall ist selten.“

                                          Der Stromausfall mag selten sein – aber wenn er kommt, hat er oft drastische Folgen. Datenverluste, beschädigte Hardware, lange Neustartzeiten oder fehlerhafte Zustände in der Steuerung können zum kostspieligen Stillstand führen. Eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) ist deshalb keine Kür, sondern Pflicht für jede kritische Anwendung.

                                            Fazit: Weitsicht statt Fehleinschätzung

                                            Industrie-PCs sind Investitionen in Prozesssicherheit, Produktivität und Zukunftsfähigkeit. Wer nur den Einkaufspreis betrachtet, übersieht oft die Total Cost of Ownership. Mit durchdachter Planung und der passenden Architektur – wie sie Janz Tec mit modularen, langlebigen Systemen bietet – vermeiden Sie typische Fallstricke.

                                            Sie planen ein neues IPC-Projekt?

                                            Ob Retrofit oder Neuanlage – wir unterstützen Sie mit:

                                            ► Individueller Systemberatung

                                            ► Modularen IPC-Lösungen mit Langzeitverfügbarkeit

                                            ► Touchsystemen für raue Umgebungen

                                            ► Integration von Betriebssystem, Treibern und Kommunikationsprotokollen